Schriftentwicklung durch spielerische (Schreib-) Motorik
Bereits im Vorschulalter beginnen Kinder erste Wörter zu schreiben, wie zum Beispiel den eigenen Namen in Großbuchstaben, MAMA oder den Namen des Haustieres. Buchstaben werden „gemalt“, falsch oder spiegelverkehrt geschrieben. In dieser Phase ist das völlig normal.
Damit das Schreibenlernen von Buchstaben und Wörtern, kleinen Sätzen und Texten von Anfang an gelingen kann, sollte das Kind eine Menge an grob- und feinmotorischen Bewegungen beherrschen. Einfache und komplexere Bewegungsabläufe müssen trainiert, erlernt und automatisiert werden.
Motorik-Schulung hilft
In Bewegung kommen
Aus groben, großen Bewegungen (Grobmotorik) entwickelt das Kind kleinere, feinere Bewegungen (Feinmotorik). Diese müssen durch Material und Aufgaben angeregt, trainiert und automatisiert werden: z. B. mit Knetmasse, Bauklötzen, Steckbausteinen, Puzzles, Fädeln von Perlen, Schleifen binden und ähnlichen Übungen. Aus diesen verschiedenen, trainierten Bewegungsabläufen kann schließlich die Grapho- und die Schreibmotorik entstehen. In Linienbildern der ersten Jahre werden die Zeichenbewegungen feiner und differenzierter, sie sind wichtige Grundlage für das Schreiben. Kinder trainieren schon in dieser Phase bedächtig verschiedene Zeichen; sie beachten und kontrollieren zunehmend die Formgebung (= Graphomotorik).
Für das gelingende Schreiben müssen noch die nötigen Verbindungen erlernt werden: verschiedene Bewegungen des Ziehens und Schiebens eines Stiftes, gerade und geschwungene Linien, Bögen, Striche und Punkte, vollzogene Auf- und Abstriche, Steigungs-, Richtungswechsel und verschiedene Ansatzpunkte, aber weniger die Formgenauigkeit der Buchstaben. Diese Verbindungsbewegungen ergeben – vor allem für die Schreibschriften – die Schreibmotorik. Die Kombination einer formgenauen Graphomotorik mit einer flüssigen Schreibmotorik ergeben orthografisch richtiges, flüssiges Schreiben.
Besonders die Schreibmotorik muss ausreichend trainiert und unterstützt werden. Der Schreibfluss entsteht nicht zufällig, er muss angeleitet werden! Elementar dafür sind die motorischen Grundlagen: zielgenaues Steuern von Bewegungen, die Raum- Lage-Koordination, visomotorische Fähig- und Fertigkeiten.
So fördern Sie die Schreibmotorik
Verfügen Kinder über eine schlecht entwickelte Schreibmotorik, verlieren sie die Formenkontrolle (Graphomotorik), wenn sie Bewegungen schneller ausführen müssen. Das bedeutet, wenn Kinder schnell schreiben müssen, verschlechtert sich das Schriftbild enorm: Die Schrift wird unleserlich und Schreibfehler nehmen zu.
Intensives Üben der Buchstaben und Wörter wäre die falsche Förderung; daraus können verstärkte Verkrampfung und stärkere Lern- und Konzentrationsschwächen entstehen.
Viel unterstützender ist für diese Kinder das Üben wichtiger Bewegungsabläufe wie Richtungsänderungen mit den Händen in der Luft oder groß auf Papier oder in Sand zeichnen.
Je mehr Kindern eine Brücke von Bewegungsanreizen über das elementare Zeichnen hin zum Schreiben gebaut wird, desto leichter kann der Schreiblernprozess gelingen. Kinder mit motorischen Schreibproblemen müssen daher Anreize für grob- und feinmotorische Bewegungen bekommen. Schwungübungen jeder Art sind für Kinder in der Vorschule und Eingangsstufe eine ideale Vorbereitung und Begleitung.
Das Achten auf richtige Buchstabenformen und Orthografie allein ist eher hinderlich. Ideal sind Bewegungen in der Luft, auf dem Rücken eines anderen Kindes, auf dem Tisch mit Händen, auf dem Boden mit Füßen – mit offenen und geschlossenen Augen. Bewegung macht Spaß, lockert Verkrampfungen und trainiert motorische Muster.