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Vom Baum zum Bleistift 

Faber-Castells holzgefasste Zeichenutensilien stammen überwiegend aus firmeneigenen, nachhaltigen Forsten im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.

Wenn Forstingenieurin Kelen Pedroso ihre Arme um den Baum schlingt, sieht das nach einer zärtlichen Geste aus. Dann legt sie ihre Hand flach auf die raue Rinde und lässt ihren Blick prüfend zur Baumkrone wandern. Gerader Wuchs, ca. 28 cm Stammdurchmesser: Diese Kiefer ist schlagreif.

"Wo unsere Stifte herkommen"

Im Südwesten Brasiliens, im Bundesstaat Minas Gerais, betreibt Faber-Castell seit knapp 40 Jahren eigene Baumplantagen für die Bleistiftproduktion. Die Wälder sind nach nachhaltigen Kriterien FSC-zertifiziert, das heißt, sie berücksichtigen den Lebensraum der nativen Flora und Fauna und werden ökologisch und sozialverträglich bewirtschaftet. Forstwirtin Kelen breitet die Arme weit aus: „Wir haben hier eine Fläche von insgesamt etwa 8.200 Hektar Kiefernwälder – das entspricht 11.000 Fußballfeldern.“ Warum ausgerechnet Kiefern? „Die Pinus caribaea hondurensis – eine karibische Sorte – ist besonders widerstandsfähig und kann auch Trockenperioden von bis zu sechs Monaten überleben“, so die Expertin. „Außerdem wächst sie in diesem tropischen Klima schnell und lässt sich gut spitzen. Das macht sie zur perfekten Spezies für die Bleistiftproduktion.“ Das Holz wird im benachbarten Ort Prata im firmeneigenen Sägewerk zu Brettchen verarbeiten, 50 Tage gelagert und anschließend im Faber-Castell Werk in São Carlos (Bundesstaat São Paulo) zu Holzstiften verarbeitet. 2,3 Milliarden Blei- und Buntstifte produziert Faber-Castell jährlich in weltweit drei Fertigungsstätten. Aneinandergereiht ergäbe dies eine Strecke, die zehn Mal um den Äquator passt. Den überwiegenden Anteil an diesem Volumen hat Faber-Castell Brasilien, womit es als größtes Bleistiftwerk der Welt gilt.  

Kelen stapft durch das trockene Gehölz. Sie trägt kniehohe Gamaschen – zum Schutz vor Klapperschlangen. Vor einer Jungbaumschule macht sie halt und zeigt auf einen tiefhängenden Ast. „Wir schneiden die unteren Zweige regelmäßig, denn wir brauchen einen möglichst astreinen Wuchs. Jedes Astauge im Holz würde zu Qualitätsminderungen bei der Bleistiftproduktion führen.“ Auf allen Waldflächen des Unternehmens finden sich Pflanzungen unterschiedlichen Alters. „So sorgen wir dafür, dass niemals ganze Areale gerodet werden, sondern immer nur begrenzte Flächen.“ Selbst auf den Rodungen bleiben Einzelbäume stehen: „Manche Vögel benötigen Zwischenlandungen, um Distanzen zu überqueren. Das stellen wir mit diesen Bäumen sicher.“ Über 260 Vogelarten leben in den Faber-Castell Wäldern, und jedes Jahr – das zeigen wissenschaftliche Studien – werden es mehr. Für die über 722 Tierarten sind Faber-Castells stille Wälder ein Refugium. Hier zieht der vom Aussterben bedrohte Pampahirsch seine Jungen auf, streift der scheue Mähnenwolf durch das Gehölz, tappt der Puma in eine der Fotofallen, mit denen regelmäßig die Säugetierarten gezählt werden. Knapp 30% der Gesamtfläche sind naturbelassen: Hier gibt es rauschende Bäche und Palmenhaine, kleine Seen und mannshohe Farne.  



"Aufgrund des tropischen Klimas ist Brasilien ideal, um Kiefern anzupflanzen. Die Bäume wachsen hier sehr schnell."

Kelen Pedros, Forstingenieurin 

Es ist später Nachmittag geworden. Die Schwüle ist erdrückend. Kleine Fliegen schwirren sirrend um Kelens Gesicht. „Insekten sind ein wichtiger Bio-Indikator“, so die Ingenieurin. „Je größer die Anzahl der Arten, desto gesünder ist der Lebensraum für Flora und Fauna. Wir zählen allein bei den Ameisen über 200 Arten.“ Dann wendet sie sich an ihre Besucher und Besucherinnen: „Wie lange dauert es wohl, einen Bleistift zu produzieren?“ Sie beugt sich vor und streicht über einen kleinen grünen Trieb auf dem rötlichen Sandboden. „Es sind 20 Jahre! So viel Zeit vergeht zwischen Aufwuchs und Verarbeitung. Wir pflanzen jedes Jahr etwa 300.000 Setzlinge und sorgen so für einen beständigen Kreislauf.“ Die Sonne sinkt hinter die Wipfel und taucht die Kiefern in ein oranges Abendlicht. Kelen und ihre Besucher*innen brechen auf. Mit ihnen verstummen die letzten menschlichen Geräusche in dieser Naturkulisse. Aus den Wäldern hat sich das metallisch-klingende Zirpen der Zikaden zu einem ohrenbetäubenden Crescendo erhoben – das allabendliche, beeindruckende Konzert der Natur.